Heute jährt sich der EU-Türkei-Deal zum fünften Mal. Ein Deal, der einen weiteren Versuch der EU darstellt, ihre Verantwortung zum Schutz von Menschenrechten zu vermeiden. Und ein weiterer Grund für uns, dagegen laut zu werden.
Was genau ist der EU-Türkei-Deal?
Als interne Maßnahmen versagt hatten, bemühte sich die EU um externe Lösungen. So entstand der EU-Türkei-Deal. Die “Kontrolle” über Migration wird externalisiert und die Verantwortung für Asylverfahren an Drittstaaten wie die Türkei abgegeben. Das “Outsourcing” von Grenzkontrollen wird von der steigenden Militarisierung der Grenzpolitik begleitet - so haben Frontex-Einsätze meist einen stark militärischen Charakter.
Mit dem Deal hat die EU ihre Menschenrechtsverpflichtungen verkauft. Die Türkei wurde beauftragt, Menschen davon abzuhalten, ein Leben in Sicherheit zu suchen. Doch die EU ist zufrieden, da Geflüchtete in der Türkei bleiben; die Türkei ist zufrieden, weil sie an Geld und Einfluss gewonnen hat - die klaren Verlier*innen sind geflüchtete Menschen.
Was kannst du dagegen tun?
Wir wollen unserem Protest gegen EU-Türkei-Deal Ausdruck verleihen - ob im öffentlichen Raum oder in den eigenen vier Wänden. Auf nowyouseememoria.eu/gallery findet ihr viele verschiedene Poster in mehreren Sprachen, die ihr kostenlos herunterladen und ausdrucken könnt.
Lasst uns unseren Protest gemeinsam sichtbar machen! #LeaveNoOneBehind
#FreeMoria6!
In einem willkürlichen Gerichtsprozess wurden zwei junge Männer letzte Woche von einem griechischen Gericht zu fünf Jahren Haft wegen Brandstiftung verurteilt. Gemeinsam mit vier weiteren Angeklagten werden sie beschuldigt, das Feuer gelegt zu haben, das im September 2020 zum Abbrennen des alten Moria-Camps führte. Das Urteil ist ein Skandal und der Prozess eines Rechtsstaats nicht würdig.
Der Fall zeigt deutlich, wie die Justiz aktiv internationales und europäisches Recht ignoriert, um Migrant*innen zu kriminalisieren. Der Prozess war von verschiedenen juristischen Einschüchterungsmethoden gezeichnet: Die Polizeipräsenz war konstant hoch, den Angeklagten wurde das Recht aberkannt, ihre Anwält*innen frei zu wählen und auch die Möglichkeit verwehrt, Zeug*innen ins Kreuzverhör zu nehmen. All dies legt die Logik eines Prozesses offen, in dem die Angeklagten nie als gleichberechtigte Individuen betrachtet wurden.
Wer migrantischen Protest gegen untragbare Lagerbedingungen als reine Straftat behandelt, ignoriert dadurch aktiv die Zustände und Realitäten aller Bewohner*innen der Camps. Dabei sind die wahren Verantwortlichen des Brandes die griechischen und europäischen Politiker*innen, die die Existenz von entmenschlichenden Lagern überhaupt erst möglich machen.
Ob im griechischen Gerichtswesen oder deutsche Asylverfahren sind: ein System kann nicht behaupten, Gleichberechtigung zu garantieren, wenn es gleichzeitig Migrant*innen diskriminiert, kriminalisiert und dadurch ihr Leben und ihre Sicherheit bedroht.
Wir fordern: Freiheit für die #Moria6! Evakuiert alle Camps!
#LeaveNoOneBehind
Mehr Infos und Updates zum Prozess findet ihr beim Legal Centre Lesvos: http://legalcentrelesvos.org/2021/03/09/justice-for-the-moria-6/
Zwischen dem täglichen Horror des neuen Moria-Camps gibt es auch immer wieder solche Momente: ein Gitarrenkonzert und eine spontane Ausstellung. Die Künstler*innen Lida und Shukran Shirzad leben selbst im Lager und arbeiten mit der Schule "Wave Of Hope" zusammen, die von Geflüchteten für Geflüchtete organisiert wird. Weil es im neuen Camp keinen Platz mehr für die Schule gibt, bietet das Künstler*innen-Ehepaar ihren Malunterricht nun in ihrem eigenen Zelt an. Alle Bilder, die hier zu sehen sind, entstanden dort. Einige davon sind nun im Rahmen einer Wanderausstellung auf dem Weg nach Deutschland. Welche Ironie, dass Kunstwerke nach Europa reisen können, während ihre Künstler*innen weiterhin im Lager festsitzen.
Weitere Infos zur Ausstellung und Möglichkeiten, die Künster*innen zu unterstützen, findet ihr hier: https://www.gofundme.com/f/waveofhope
Humans Of Bosnia - Brahim (EN in comments)
"Sie behandeln uns schlechter als Kriminelle oder Tiere", sagt Brahim über die kroatische Grenzpolizei. Sein Wunsch ist es, sich in Belgien ein Leben aufzubauen, doch er sitzt schon seit 5 Monaten in Velika Kladusa im Norden Bosniens fest.
Mit unserer Serie #HumansOfBosnia bieten wir denjenigen eine Plattform, die die unmenschliche Migrationspolitik Europas selbst betrifft und bereit sind, ihre Wünsche, Probleme und Zukunftsträume mit uns teilen. Denn zu oft sprechen wir über Menschen, statt ihnen zuzuhören und für sich selbst sprechen zu lassen. Doch um würdevolle Bedingungen für alle zu erreichen, müssen europäische Gesellschaften nicht nur andere politische Strukturen schaffen, sondern auch verändern, wie über flüchtende Menschen gedacht und gesprochen wird. #LeaveNoOneBehind
🎥: Frederic de la Houssaye
AKTIONSAUFRUF - Aktion EvacEUate! (EN in comments)
Dich erschüttern die Nachrichten aus Geflüchtetencamps an den EU-Außengrenzen? Du bist wütend, weil die EU-Politik versagt und Menschenrechte mit Füßen tritt? Du möchtest endlich etwas dagegen tun?
Dann komm am Wochenende vom 5. bis 7. März in eins der zahlreichen Protestcamps, um lautstark die sofortige Evakuierung der Lager an den EU-Außengrenzen zu fordern!
Eine Liste der Städte, die bisher dabei sind, findest du in den Kommentaren. Wenn in deiner Stadt bisher nichts geplant ist und du selbst etwas auf die Beine stellen willst, gibt's Unterstützung: Das Solicamp Heidelberg hat ein "How to Protestcamp"-Dokument mit den wichtigsten Punkten erstellt. Dafür und bei anderen Fragen kannst du das Solicamp Heidelberg gern über Social Media kontaktieren (@solicamp_hd oder @aktion_evaceuate auf Instagram).
Für alle weiteren Infos und Updates während des Wochenendes: Kommt rüber in den Aktion EvacEUate Telegram-Kanal! /channel/EvacEUate
(Trigger Warning: Selbstmord, Gewalt)
Im neuen Moria zündete sich eine 26-jährige schwangere Frau am vergangenen Sonntag selbst an. Sie hatte zuvor erfahren, dass ihr Transfer nach Deutschland im letzten Moment abgesagt wurde. Dank anderen Bewohner*innen, die beim Löschen des Feuers halfen, erlitt die Frau zwar Verletzungen im Gesicht, überlebte aber mit ihren zwei Kindern. Sie wurde inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen und wurde von der Staatsanwaltschaft vernommen.
Geflüchtetenlager wie das neue Moria entziehen Bewohner*innen ihre Selbstständigkeit, Individualität und Zukunftsperspektiven. Ohne Handlungsmöglichkeiten in einem dysfunktionalen Asylsystem stellt der endlos scheinende Kampf eine zu große Belastung für viele Menschen dar, die ohnehin schon schwer traumatisiert sind. Dieser Suizidversuch, wie viele andere, verdeutlicht das systematische Versagen des griechischen Staates und der EU. Menschen brauchen endlich Zugang zu psychotherapeutischer Behandlung und faire Asylverfahren!
📸: Mustafa
"Kinder, die sich selbst die Haare ausreißen, sind keine Ausnahme" (EN in comments)
Vor kurzem kletterte ein kleines Kind im Camp Vial auf Chios in Griechenland auf ein Dach mit der Absicht, Selbstmord zu begehen. Der Vater konnte sein Kind davor zurückhalten, sich zehn Meter in die Tiefe zu stürzen.
Das ist kein Einzelfall: Seit dem Beginn des Jahres haben bereits drei Kinder versucht, sich das Leben zu nehmen. Für das Jahr 2020 gab Ärzte ohne Grenzen an, allein 50 Kinder mit schweren Suizidgedanken oder Suizidversuchen betreut zu haben.
"Kinder, die sich selbst die Haare ausreißen, sind keine Ausnahme. Eine Mutter erzählte, dass sie ihre Tochter bei der Suche nach einem Rasiermesser entdeckte, mit dem sie sich selbst die Pulsadern aufschneiden wollte. Diese Menschen brauchen Sicherheit, Stabilität und Unterstützung, doch die Wartelisten für psychologische Hilfe sind sehr lang und viele bekommen nicht die Unterstützung, die sie benötigen“, sagte ein Psychologe, der auf Lesbos arbeitet.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Alarmglocken ringen, wenn es um die psychische Gesundheit von Kindern geht. Doch statt konkreter Maßnahmen reagiert die EU mit dem Entzug von Empathie und zunehmender Feindseligkeit.
Die schreckliche Wahrheit ist: Selbstmordversuche von Kindern sind an den Außengrenzen zur Norm geworden. #EvacuateNow #LeaveNoOneBehind
Ein weiteres Feuer im neuen Moria (EN in comments)
Gestern zerstörte ein weiteres Feuer zwei Zelte im neuen Moria, in denen jeweils zwei Familien wohnten. "Das Feuer war plötzlich überall, es ging so schnell", sagt der Bewohner eines Zeltes, der seinen Neffen und Bruder gerade noch vor den Flammen retten konnte. Möglicherweise hat ein elektrischer Kurzschluss den Brand verursacht. Es ist bereits das vierte Feuer in den vergangenen fünf Monaten im neuen Camp.
Einmal mehr zeigt sich, wie gefährlich die Lebensbedingungen in den griechischen Lagern sind. An einem Ort, der nur für einige Stunden täglich Strom hat, ist das Netz leicht überlastet. Außerdem ist das Entfachen von Feuer oder das Verwenden von Holzkohle für die Bewohner*innen der einzige Weg, sich warm zu halten. Hunderte von Stoffzelten, abgedeckt mit Plastikplanen, stehen auf engem Raum. Feuer bricht leicht aus und kann sich schnell ausbreiten. Es ist ein Wunder, dass bisher niemand ernsthaft verletzt wurde. #LeaveNoOneBehind
📸: Refocus Media Labs
Am vergangenen Freitag ertrank ein Mann beim Versuch, den Fluss Glina zu überqueren, der die Grenze zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina bildet. Lokale Medien berichten, dass eine Gruppe von sieben Personen beschlossen hatte, den eiskalten Fluss an einer Stelle zu überqueren, die sie für sicher hielten. Daraufhin sollen zwei Menschen von der starken Strömung des Flusses mitgerissen worden sein.
Eine einheimische Person, die in der Nähe der Grenze lebt, erzählt jedoch eine andere Geschichte. "Die Gruppe wurde von kroatischen Grenzpolizisten gezwungen, in den Fluss zu steigen, einer von ihnen feuerte sein Gewehr in die Luft. Sie hatten Kroatien bereits erreicht, wurden aber entdeckt und zurück in den Fluss gedrängt. Zwei der Männer wurden sofort weggeschwemmt. Einer konnte sich retten, der andere wurde schnell von der Strömung überwältigt. Der Rest der Gruppe wurde von den Kroaten mitgenommen."
Der Mann, dessen Name leider unbekannt ist, kam aus der Türkei. Sein Traum, Europa zu erreichen, wurde durch die gewaltsamen Praktiken der Grenzschutzpolizei rücksichtslos zerstört. In dieser bizarren Realität sind Folter und Mord legitime Methoden, um den Reichtum Europas zu schützen. Den Preis dafür müssen Menschen zahlen, deren Namen, Gesichter und Träume an der Grenze Europas begraben werden.
📸: Das Bild zeigt einen Friedhof in Bihać, Bosnien-Herzegovina, wo unidentifizierte flüchtende Menschen begraben werden. Credits: Tessa Kraan.
Wir suchen Sach- und Geldspenden für #10000 Schuhe!
Es ist ein Armutszeugnis. Trotz Protesten, Aktionstagen und vielseitigem politischen Druck sehen wir weiterhin dieselben Bilder: Eingestürzte Zelte, überflutete Wege und Menschen, die täglich durch Schnee und Schlamm waten müssen. Die systematische Entwürdigung der EU-Politik führt unter anderem dazu, dass tausende Menschen in griechischen Lagern und an der bosnischen Grenze keine richtigen Schuhe haben. Bei aller notwendiger systemischen Kritik dürfen wir diese akuten Bedürfnisse flüchtender Menschen nicht ignorieren. Deswegen wollen wir gemeinsam 10.000 Schuhe sammeln, um den dringenden Bedarf nach festem Schuhwerk an den EU-Außengrenzen wenigstens ansatzweise zu decken.
Dafür rufen wir gleichzeitig zu Sach- und Geldspenden auf. Ihr könnt sehr gut erhaltene Schuhe an eine der Sammelstellen schicken oder auch für den Zukauf von neuwertigen Schuhen spenden. Alle Infos findet ihr hier: https://lnob.net/10000-schuhe/
#10000Schuhe #LeaveNoOneBehind
Frieren lassen zur Abschreckung: europäische Foltermethoden
Europas rassistische Grenzpolitik zeigt jeden Tag aufs neue, wie selektiv Menschenwürde und Menschenrechte respektiert werden. Als strategische Maßnahme werden diese den Menschen an den europäischen Grenzen nicht gewährt.
Der Winter auf den griechischen Inseln wird rauher, das Leben für die Menschen in den Camps dadurch jeden Tag schwieriger.
Wir hatten vor vier Monaten darüber berichtet, wie Menschen mit kaltem Wasser duschen und ihre Wäsche waschen. Schon damals war das Trocknen von Wäsche fast nicht möglich. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Leere Versprechungen für wintersichere Camps haben wir viele von der EU-Kommission und Griechenland gehört und immernoch gibt es kaum Heizmöglichkeiten im neuen Moria. Gerade mal vier große Gemeinschaftszelte werden offiziell beheizt und Strom dafür gibt es, wenn überhaupt, zwischen 17:00 und 05:00 Uhr. Manchmal fällt dieser tagelang aus.
Die Zelte stellen nur einen notdürftigen Schutz gegen die Witterung dar, hier und da stürzt eins ein, kippt um.
„Das Schlimmste ist, dass wir uns noch weniger bewegen als ohnehin schon. Wir bleiben den ganzen Tag in den Zelten“, sagt uns Yaser, einer der vielen jungen Menschen die ohnmächtig gegenüber der menschenverachtenden Maßnahmen europäischer Politik. Hinzu kommt das bestehende Ausgangsverbot aus dem Camp.
Während auf der Insel Lesbos die Ausgangssperre gelockert wurden, bleibt sie für die Bewohner:innen des neuen Moria weiterhin sehr streng mit max. 3 Stunden pro Woche für eine Person pro Familie.
Diese Situation macht Krank, neben Gelenk- und Knochenschmerzen infolge chronischer Unterkühlung und Bewegungsmangel ist die psychische Belastung kaum vorstellbar.
Was Europa an den Grenzen zelebriert ist ekelhaft und inakzeptabel. Wie können wir die Begriffe von Solidarität und Menschenrechten überhaupt in den Mund nehmen, wenn wir diese Degradierung von Menschen akzeptieren? Es ist gerade jetzt, wir sich alles immer wieder gleich anhört und frustriert, wichtig, dass ihr laut bleibt, eine Haltung eurer PolitikerInnen einfordert und nicht nachgebt. Diese Lager müssen evakuiert werden.
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Freezing as a deterrent: European torture methods
Europe's racist border policy shows every day anew how selectively human dignity and human rights are respected. As a strategic measure, these are not granted to people at European borders.
The winter on the Greek islands is getting harsher, making life more difficult for the people in the camps every day.
We had reported four months ago about people showering and washing their clothes with cold water. Even then, drying clothes was almost impossible. Nothing has changed in this regard until today.
We have heard many empty promises for winter-proof camps from the EU Commission and Greece and there are still hardly any heating possibilities in the new Moria. Only four large communal tents are officially heated and electricity is only available, if at all, between 17:00 and 05:00. Sometimes this fails for days.
The tents are poor protection against the weather, here and there one collapses, topples over.
"The worst thing is that we move even less than we already do. We stay in the tents all day," Yaser tells us, one of the many young people who are powerless in the face of the inhuman measures of European politics. In addition, there is an existing ban on leaving the camp. While the curfew has been relaxed on the island of Lesvos, it remains very strict for the residents of the new Moria, with a maximum of 3 hours per week for one person per family.
The situation makes people sick; apart from joint and bone pain due to chronic hypothermia and lack of exercise, the psychological strain is almost unimaginable.
What Europe is celebrating at the borders is disgusting and unacceptable. How can we even mouth the concepts of solidarity and human rights if we accept this degradation of people? It is important to stay loud, demand a stance from your politicians, and do not give in. These camps must be evacuated.
#leavenoonebehind
#SayTheirNames: Solidarität mit den 91 verschwundenen Menschen (EN in comments)
Am 9. Februar 2020 verließen 91 Menschen Libyen in einem Schlauchboot Richtung Europa. Ein Notruf, der beim Alarmphone einging, war das letzte Lebenszeichen von ihnen. Familien und Freund*innen versuchen sich seitdem an der Rekonstruktion der Ereignisse, doch von offizieller Seite erhalten sie nichts als Schweigen.
Dieses Schweigen ist eine weitere Form der Gewalt des europäischen Grenzregimes. Tausende Menschen verschwinden im Meer, dutzende Schiffswracks bleiben unsichtbar. Ein Jahr später gedenken Menschen daher europaweit den Verschwundenen, fordern Antworten und machen die Namen und Gesichter der verschollenen Menschen wieder sichtbar. Denn hinter jeder einzelnen Zahl verbirgt sich ein Name, ein Gesicht, eine Familie, eine Geschichte – sie verdienen Aufklärung, Gerechtigkeit und ein Ende des Sterben im Mittelmeers.
📸: Kommon
Mehr Infos: https://t.co/uRsVDIhJkj?amp=1
#CommemorAction #BlackLivesMatter #LeaveNoOneBehind
"Geht zurück oder wir schlagen euch zusammen" (EN in comments)
Müde und enttäuscht macht sich diese Familie aus Afghanistan auf den Weg zurück in ihre Unterkunft - ein verlassenes Haus nahe der kroatischen Grenze, ohne Strom und Fenster. Um 7 Uhr morgens haben sie ihr provisorisches Zuhause verlassen, legten etwa 20 Kilometer zu Fuß zurück und versuchten an drei verschiedenen Orten, die Grenze zu überqueren. Die Antwort der Grenzbeamten war jedes Mal gleich: "Geht zurück oder wir schlagen euch zusammen."
Erfahrungen, die viele Familien machen bei ihren Versuchen, Kroatien zu durchqueren. In der Regel wenden die Grenzpolizisten gegen Frauen und Kindern weniger physische Gewalt an als gegen Männer, was jedoch schlicht bedeutet, dass sie sie nicht komplett zusammenschlagen. Stattdessen werden Kinder oft von Männern unter ihrer Kleidung durchsucht und müssen zusehen, wie ihre erwachsenen Familienmitglieder verprügelt und gedemütigt werden. Doch auch Vorfälle, bei denen Grenzsoldaten Kinder schlagen, sind bekannt.
Ahmed ist elf Jahre alt und hat schon zu viel Gewalt in seinem Leben gesehen. "Mein Onkel und mein Bruder wurden viele Male geschlagen und getreten, unsere Telefone wurden zerstört. Warum tun sie uns das an?" Sein Bruder und er wurden vor drei Jahren bei einer Bombenexplosion in Afghanistan schwer verletzt. Die Grausamkeit der kroatischen Grenzpolizei, gestützt von der europäische Migrationspolitik, kommt zu ihrem bereits vorhandenen Trauma nun hinzu.
Liebe Telegram-Community,
wir brauchen eure Hilfe. Seit dem Gerichtsprozess der #Moria6, in dem bislang zwei der sechs Angeklagten willkürlich verurteilt wurden, ist nun eine Woche vergangen und trotzdem fehlt bisher der mediale Aufschrei. Bitte helft uns, die Infos und Forderungen zu verbreiten: Kopiert den unten stehenden Text und postet ihn auf euren Social Media Kanälen, schickt ihn per Mail an eure Abgeordneten und schafft mit uns eine breite Öffentlichkeit. Denn der Fall ist skandalös und darf nicht einfach hingenommen werden! #FreeMoria6
Aktionsaufruf!
Am 18.03. jährt sich das folgenreichste Migrationsabkommen der EU zum fünften Mal: der EU-Türkei-Deal. Die Bilder von der türkisch-griechischen Grenze zeigen deutlich, wofür die europäische Migrationspolitik heute steht: Abschottung um jeden Preis. Doch nicht mit uns, denn WIR HABEN PLATZ! Zusammen mit Seebrücke Berlin, Balkanbrücke, Stelp & Germany Must Act rufen wir am 18.03. zum europaweiten Aktionstag auf.
Was könnt ihr tun?
1. Europe Must Act ruft bis zum 13.03. zu einer europaweiten Videoaktion auf. Schneidet dafür eine Silhouette aus und macht ein Video oder Foto mit der Silhouette. Sagt euren Namen, eure Stadt und den Satz WE HAVE SPACE! Den Link findet ihr in den Kommentaren.
2. Hängt in euren Städten Banner von Balkonen und Fenstern.
3. Schließt euch der Kampagne von Now You See Me Moria an und hängt Poster auf: nowyouseememoria.eu
4. Beteiligt euch an Offline-Aktionen in euren Städten.
Camps sind keine Lösung, sondern Teil des Problems. Wir haben Platz! #LeaveNoOneBehind
Wir freuen uns enorm, dass unsere #10000Schuhe-Aktion so erfolgreich anlief - deswegen haben wir uns nun entschlossen, den Sammelzeitraum bis zum 16.03.2021 zu verlängern. Weil viele der ursprünglichen Sammelstellen mittlerweile voll sind, gibt es nun einige neuen - auf lnob.net/10000-schuhe/ findet ihr alle aktuellen Informationen.
Wir wollen die systematische Entwürdigung durch die EU-Migrationspolitik nicht hinnehmen und zeigen, dass es möglich ist, die Bedürfnisse flüchtender Menschen zu decken. Deswegen sammeln wir 10.000 Schuhe und bringen sie an die europäischen Außengrenzen. Denn wenn wir es können, wieso kann es die Politik nicht? Europa muss endlich handeln! #LeaveNoOneBehind
🎥: Refocus Media Labs
Tausende Menschen von Zwangsräumungen betroffen (EN in comments)
Das griechische Migrationsministerium und die Internationale Organisation für Migration (IOM) werfen in ganz Griechenland tausende Menschen aus ihren Notunterkünften. Durch das Auslaufen von "Filoxenia", eines EU-finanzierten Programms, werden schätzungsweise 7.000 Menschen auf den Straßen von Athen, Thessaloniki und Korinth stranden.
Durch das Programm wurde besonders schutzbedürftigen Menschen Unterkunft in staatlich gepachteten Hotels gewährt. Zwar soll nun ein neues Projekt namens "HELIOS" Menschen bei der Suche nach Wohnmöglichkeiten unterstützen - doch das Programm ist zeitlich begrenzt, die Anmeldung enorm kompliziert und die angebotene Unterstützung nicht ausreichend.
Für Menschen, in Griechenland Asyl erhalten haben, hören die Probleme bei weitem nicht auf. Denn die Beschaffung der Dokumente, die für die Arbeitserlaubnis erforderlich sind, ist ein bürokratischer Albtraum. Weil die meisten Menschen diese Papiere nicht haben, wird ihnen Zugang zu Arbeit, Krankenversicherung und Bildung dauerhaft verwehrt. Auch viele Familien wurden nun mit all ihrem Besitz aus den Unterkünften geworfen, ihnen droht Obdachlosigkeit.
Einmal mehr zeigt sich die entwürdigende Praxis des europäischen Asylsystems. In jedem Schritt des Verfahrens sind die Menschen auf temporäre Leistungen angewiesen, die darauf ausgelegt sind, nie genug zu sein, Abhängigkeit herzustellen und Menschen permanent zum Umziehen zu zwingen. Es ist eine Struktur, die auf Angst und Kontrolle baut, um Menschen keinen Anschluss an die Gesellschaft zu ermöglichen und sie nicht zur Ruhe kommen zu lassen. #LeaveNoOneBehind
Bosnien: Freiwilligen-Netzwerke leisten Unterstützung, die die EU verweigert (EN in comments)
„Wir müssen Rassismus und Faschismus ein Ende setzen und beginnen, gemeinsam zu leben. Das Leben ist zu kurz und kostbar, um untereinander zu kämpfen."
Amina und ihre Schwester Medija leben in Bosnien-Herzegowina und sind Teil eines lokalen Netzwerks von Freiwilligen. Besonders seit Beginn des Winters bemühen sie sich, flüchtende Menschen, die im Norden Bosniens festsitzen, mit Kleidung, Lebensmitteln und medizinischer Notversorgung zu versorgen. Weil weder die bosnische Regierung noch die Europäische Union Verantwortung übernehmen, haben sich viele lokale Bewohner*innen zusammengeschlossen, um ehrenamtlich Unterstützung zu leisten.
"Wir haben mit dieser Arbeit begonnen, als das Coronavirus zum ersten Mal nach Europa kam. Weil viele flüchtende Menschen nicht in die Aufnahmezentren durften und draußen schlafen mussten, begann meine Mutter, für die Menschen zu kochen." Mittlerweile würden sie darauf fast ihre komplette Zeit verwenden, erzählt Amina.
"Wir begegnen hier vielen Leuten, die schwere Depressionen entwickelt haben. Aus Frustration und Hoffnungslosigkeit haben sich einige sogar selbst geschnitten. All diese Menschen werden ihrer Chance beraubt, ein selbstbestimmtes Leben zu leben und sich zu verwirklichen. Ich bin entschlossen, einen Ort der Sicherheit schaffen, in dem Menschen schlafen und sich waschen können, aber auch die Möglichkeit haben, kreativ zu sein und sich auszutauschen."
Besetzungen in Bosnien geräumt (EN in comments)
Die Polizei hat am Dienstag zwei der größten besetzten Häuser in Bihać geräumt. Beide boten jeweils etwa 200 Menschen Unterschlupf. Schwer bewacht mussten die Bewohner*innen dieses verlassenen Pflegeheims am Boden ausharren, während sie auf den Bus warteten, der sie ins Lager Lipa bringen sollte. Die meisten von ihnen beschlossen, noch am selben Tag die 25 Kilometer zurückzulaufen.
Weil die bosnischen Lager nicht dafür angelegt sind, die etwa 8000 flüchtenden Menschen unterzubringen, müssen viele Menschen in verlassenen Gebäuden oder draußen im Wald überleben. Dass solche informellen Wohnräume dennoch immer wieder geräumt werden, verdeutlicht die systematische Gewalt der europäischen Migrationspolitik. Während die EU und nationale Regierungen keine würdigen Unterkünfte ermöglichen, kriminalisieren sie gleichzeitig aufkommende Formen der Selbstorganisation. Europäische Politiker*innen, schämt ihr euch nicht? #EvacuateNow #LeaveNoOneBehind
📸: Tessa Kraan
Hanau ist überall! (EN in comments)
Am Wochenende gingen Menschen in ganz Deutschland auf die Straße, um ein Jahr nach den rassistischen Morden in Hanau Erinnerung, Aufklärung, Konsequenzen und Gerechtigkeit zu fordern.
Die Kämpfe migrantischer Menschen beschränken sich nicht auf Moria. Rassistische und rechtsextreme Strukturen, die tief in Staat, Polizei und Institutionen verwurzelt sind, bedrohen auch in Deutschland die Würde und Sicherheit geflüchteter und migrantischer Menschen. Der rechtsterroristische Anschlag in Hanau und die alltäglich entmenschlichenden Zustände in Moria sind somit Teil desselben rassistischen Systems.
#LeaveNoOneBehind bedeutet auch, dass alle Menschen, die hier zuhause sind oder es sein wollen, sich sicher fühlen können. Wir stehen deswegen an der Seite der Überlebenden, Angehörigen und Betroffenen rassistischer Gewalt und fordern gemeinsam strukturelle Veränderung: nicht nur am Jahrestag des Anschlags, sondern jeden Tag, nicht nur in Hanau und Moria, sondern überall.
🎥: Kommon
Von Hanau bis Moria: Rassismus tötet! (EN in comments)
Heute gedenken wir den neun Menschen, die am 19. Februar 2020 beim rassistischen Terroranschlag in Hanau ermordet wurden. Gemeinsam mit den Überlebenden, Angehörigen und Betroffenen fordern wir Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen und strukturelle Veränderung.
Denn Hanau ist kein Einzelfall, Moria ist kein Einzelfall. Sie sind unterschiedliche Ausprägungen desselben Systems, das rassistische Gewalt toleriert, normalisiert und unsichtbar macht. Das Versagen der deutschen Sicherheitsbehörden rund um das Attentat in Hanau ist die Konsequenz eines solchen Systems, das von rechten Netzwerken und strukturellem Rassismus geprägt ist. Das Versagen der Europäischen Union auf den griechischen Inseln und vielen anderen Orten entlang den EU-Außengrenzen ist die Konsequenz eines solchen Systems, das Menschen aufgrund ihrer Herkunft ausschließt, wegsperrt und diskriminiert. Ein System, in dem sich Güter und Geld frei bewegen dürfen, Menschen jedoch nicht. Ein System, in dem Menschen kriminalisiert werden und die Überlebenden von rechtem Terror weiterhin in Angst leben müssen, weil staatliche Sicherheitsbehörden eine größere Gefahr in ihnen statt in rechten Strukturen sehen. Eine Realität, die Schwarzen Menschen, migrantisierten Menschen und BIPoC in Deutschland und Europa schon lange bekannt ist und bekämpft wird, von Hanau bis nach Moria.
Erinnern heißt kämpfen, kämpfen heißt verändern. In Gedenken an Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin.
#SayTheirNames #HanauIstUeberall #LeaveNoOneBehind
Heute mal was in eigener Sache: Wir suchen Unterstützung im Fundraisingbereich. Sagt es gern weiter!
Wir freuen uns insbesondere über Bewerbungen von FLINT* & BIPoC Personen und Menschen mit Behinderung.
https://lnob.net/jobs/leiterin-fundraising/
Humans of Lesvos - Zainab Ethmadi (EN in comments)
"Warum müssen unsere Kinder hier leben - wofür? Welche Sünde haben wir begangen?" Zainab Ethemadi spricht aus der Perspektive vieler Mütter im neuen Moria-Camp, die zusehen müssen, wie ihren Kindern die Zukunftschancen genommen werden.
Mit unserer wöchentlichen Serie #HumansOfLesvos bieten wir denjenigen eine Plattform, die die unmenschliche Migrationspolitik Europas selbst betrifft und bereit sind, ihre Wünsche, Probleme und Zukunftsträume mit uns teilen. Denn um würdevolle Bedingungen für alle Menschen zu schaffen, müssen europäische Gesellschaften nicht nur andere politische Strukturen schaffen - wir müssen auch verändern, wie über flüchtende Menschen gedacht und gesprochen wird. #LeaveNoOneBehind
Oft wird geglaubt, die unwürdigen Bedingungen für flüchtende Menschen hätten ein Ende, sobald sie die Lager auf den griechischen Inseln verlassen haben. Doch die Menschen werden in Camps auf dem Festland transferiert, wo die Situation ähnlich prekär ist und noch dazu kaum mediale Beachtung findet.
Im griechischen Lager Ritsona protestierten Bewohner*innen nun vier aufeinanderfolgende Tage gegen unfaire Behandlung und mangelnde Transparenz im Asylverfahren. NGO-Arbeiter*innen und Bewohner*innen berichten, dass Menschen aus bestimmten Ländern ihre Dokumente viel früher erhalten als andere, obwohl sie zeitgleich im Lager ankamen. Die Diskriminierung einiger Communitys und die Bevorzugung anderer scheint eine Strategie der Lagerbehörde darzustellen, um Bewohner*innen gegeneinander aufzuwiegeln und zu spalten. Während eines Protests gingen sie sogar so weit, demonstrativ Pässe an Menschen eines bestimmten Landes vor den Augen aller zu verteilen. Doch die Protestierenden ließen sich nicht spalten und forderten gemeinsam gleiche Asylverfahren für alle. Ende letzter Woche räumten Vertreter*innen der Internationale Organisation für Migration (IOM) schließlich die Fehler ein und versprach, die Fehler in den nächsten zwei Wochen zu korrigieren. Die Bewohner*innen bereiten sich darauf vor, den Protest wieder aufzunehmen, wenn die Versprechen nicht eingehalten werden. #LeaveNoOneBehind
📸: Parwana Amini & Mahla Tajik
Humans of Lesvos - Prudence Lutete (EN in comments)
"Ich habe dieses Meer überquert, komme hier an - und du steckst mich in ein Zelt? Es ist, als würdest du mich doppelt umbringen." Prudence Lutete offenbart den zynischen Umgang Europas mit schutzsuchenden Menschen.
Mit unserer wöchentlichen Serie #HumansOfLesvos bieten wir denjenigen eine Plattform, die die unmenschliche Migrationspolitik Europas selbst betrifft und bereit sind, ihre Wünsche, Probleme und Zukunftsträume mit uns teilen. Denn um würdevolle Bedingungen für alle Menschen zu schaffen, müssen europäische Gesellschaften nicht nur andere politische Strukturen schaffen - wir müssen auch verändern, wie über flüchtende Menschen gedacht und gesprochen wird. #LeaveNoOneBehind